"Einen Kleiderständer, im Stil der Shaker - hätte ich gern" fragt ein Kunde aus München an. Da kannte ich nur ein spezielles "Ding" der Shaker, was ich nicht bauen wollte, weil es m.E. zu Irritationen beim Kunden und dessen Gästen führen würde. Außerdem ist es immer so eine Sache, einen vorgegebenen Prototyp als Einzelstück zu bauen und zu verkaufen. Der Kunde soll natürlich glücklich damit werden... Es ist bei meiner Arbeit eigentlich täglich der Fall, dass ich etwas mache, was ich im Detail bisher noch nie gemacht habe, aber das bin ich gewohnt. Also habe ich ein altes Foto rausgesucht, von einem Kleiderständer, den ich vor ca 25 Jahren gebaut habe. Und der war es dann.
Nachdem ich 2 Stk. gemacht hatte, bekam der Kunde seinen aus Kirschbaum und ich den anderen aus heller Esche.
Einige Gedanken liessen mir dann aber doch keine Ruhe und ich wollte mich noch mal ans Werk machen...
Warum?
Der Kleiderständer ist eine 6 kantige Säule, die sich nach oben verjüngt. Sie wird von 3 geschwungenen Beinen getragen, die ähnlich denen eines Shaker candlestands sind, aber kürzer mit anderer "Kurve".
Also, diese schlanke Säule war mir zu unscheinbar - zu bescheiden. Das liegt auch an der Farbe des Holzes. Helles Holz vor weißer Wand. Klar.
Drei neue Kleiderständer dürfen nun auch aus harter Buche sein, aber diesmal schwarz lackiert. Die Beine werden jetzt aber unauffällig verschraubt, damit sie zum Transport abgenommen und später auch mal "nachgezogen" werden können.
Also schwarz - nimmt man gut wahr, ist eine klare Linie im Raum. Aber mit rein "zugelackten" Möbeln habe ich es nicht so... mir gefallen die benutzten Dinge besser, an denen man das "Leben" damit sieht - dass sie benutzt werden.
Haben Sie auch ein Kleidungsstück, das Sie tragen möchten, bis es Ihnen vom Körper fällt? Oder eine alte Aktentasche "mit ihrer Geschichte drin"? Sie wissen, was ich meine.
Bei mir ist jener Gegenstand eine schwarze Lederjacke, die ich mal vor 15 Jahren in den USA kaufte. Ich brauche sie jeden Winter! Ich liebe sie! Ich gebe zu, sie war schon etwas "used" gemacht - wurde für mein Empfinden mit den Jahren immer schöner. Das durchgescheuerte Schwarz an den dicken Nähten hat es mir angetan...Es gibt dem Stück seine Linien.
Und so mussten dann auch die Kanten an meinen Kleiderständern nach dem Lackieren wieder durchgeschliffen werden.
So gefällt es mir nun und ich hoffe, auch Ihnen: Feine hellere Linien. Ich habe die Vorstellung, daß er in einer verräucherten Kneipe steht und klaglos seinen Dienst tut und dabei eben abgenutzt wurde.
Tue ich ihm Unrecht? - so elegant, wie er doch eigentlich ist?
Die zugelackte Vor-Version kann ich aber einfach nicht ertragen, da sie vornehmer erscheinen will, als es ihr eigentlicher Charakter ist. Punkt.
Damit aber noch nicht genug: Von 3 Exemplaren, die ich neu gemacht habe, wurden 2 schwarz lackiert.
Einer blieb roh, damit er vielleicht später mal nach dem Wunsch eines künftigen Kunden, in gewünschter Farbe lackiert werden kann.... Solange kann ich aber nicht warten und habe zwischenzeitlich durch eine Auftrag eine neue Idee bekommen:
Der komplett karminrote Tisch eines Kunden aus Berlin hat mich mit der Farbe Rot versöhnt.
Der Dritte im Bunde wird also karminrot. Zumindest ist er dann vom Gast gut zu finden...
Bilder kommen noch.
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